Hier liegt ihr richtig! Ob in der Natur, mitten in der Stadt, für Familien, im Grünen, historisch oder traditionell: Unter Thüringens TOP-Gastgebern findet jede:r genau die passende Adresse.
Ein Sommerabend mit Napoleon
Zur Kanone, Tautenhain
Flo und ich besuchen ebenjenen heute den Traditionsgasthof „Zur Kanone“ in Tautenhain.

Zu Napoleons Zeiten wurde die Gaststätte als Zollhaus und Ausspanne genutzt. ©Mira Held, TTG
Seit 7 Generationen ist der Gasthof in Familienhand. Er durchlebte nicht nur den Durchzug von Napoleons Armee, sondern auch Kriege und die DDR. Heute hat Jana Sörgel das Sagen in der Gaststätte, doch die Geschichte ist allgegenwärtig. In der „Alten Stube“, die es seit beeindruckenden 100 Jahren gibt, sind die Wände von Bildern gesäumt: Fotos und Erinnerungen. Jana Sörgel hat viele Geschichten zu erzählen. Sie zeigt auf eine Urkunde „Die kommt von einer Frau, die während des zweiten Weltkriegs im Haus meines Vaters versteckt wurde. Ihre Familie hat als Dank einen Baum in Israel gepflanzt.“
Aber auch das ganz normale Dorfleben hat seinen Platz in der „Alten Stube“. Fotos vom Gesangsverein und von Jagdgesellschaften hängen nebeneinander und zeugen von Zeiten, in denen der Stammtisch noch der Wochenhöhepunkt der Tautenhainer war.

Erinnerungen an der Wand der „Alten Stube“. ©Mira Held, TTG
Der Hauptraum nebenan steht ganz im Zeichen von Napoleon. Große Wandmalereien zieren den Raum und zeigen Szenen aus der Schlacht von Jena-Auerstedt. Jana Sörgel erzählt, dass sie die Künstler Gundel und Emil Sogor Jahre später zufällig in Südafrika wiedergetroffen hat. Mittlerweile sind sie aktiv auf einem Weingut nahe Kapstadt. Seitdem ist dieser spezielle südafrikanische Wein von der Karte des Restaurants nicht wegzudenken.
Statt uns im Restaurant niederzulassen, genießen wir heute lieber die unmittelbare Nähe der Kanone und gehen in den großen Garten des Gasthofes. Der Biergarten ist bei Tautenhainern genauso beliebt wie bei Touristen, die den nahegelegenen Städtekette-Radweg entlangfahren.

Im Kanonengarten lässt es sich ganz hervorragend eine Kaffeepause einlegen. ©Mira Held, TTG
Bei Kaffee und hausgemachter Limonade fläzen wir uns in die gemütlichen Sessel des Kanonen-Lounge-Gartens und plaudern mit Jana Sörgel. Lange konnte sie sich nicht entschließen, ob sie die Familiengaststätte übernehmen wollte. Erst hat sie eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin gemacht und dann studiert. „Mein Vater hat es ganz schlau angestellt: Er hat mich gefragt, ob ich ihm bei der Buchhaltung helfen könnte. Schließlich hatte ich Ahnung von sowas. Dann habe ich doch mehr geholfen und schließlich habe ich noch Hotelfachfrau gelernt.“ Trotzdem war sich Jana noch nicht sicher, ob sie zurück nach Tautenhain wollte und verbrachte zwei Verträge auf der MS Deutschland, dem Traumschiff.
Erst nach diesen ausgiebigen Reisen war es dann doch so weit. 2007 übernahm sie die Gaststätte von ihren Eltern.

Ob Jana Sörgels Sohn eines Tages die Kanone übernimmt? Mal abwarten. ©Florian Held, TTG
Wir machen einen kleinen Rundgang durch die Anlage. 29 Zimmer gehören zur Gaststätte. Die meisten werden aktuell renoviert und sollen ab Anfang August in neuem Glanz erstrahlen. Die Gäste sind gemischt. Oft finden Klassentreffen oder Familienfeiern in der Kanone statt, aber auch Geschäftsreisende und Touristen übernachten im Hotel.
Als wir aus dem Hotelgebäude treten, zeigt Jana Sörgel auf die große Wiese. Hier findet jährlich das Kanonenfest statt. Beim beliebten Dorffest sind vom Musikverein bis zum Kinderzirkus zahlreiche Vereine mit von der Partie. Allen voran die „Lützower Uniformierten“, die die Ereignisse der Schlacht zwischen Napoleon und den Preußen zum Leben erwecken. Sie ziehen nicht nur durchs Dorf, um Fourage zu requirieren (Proviant zu erhalten), sondern schlagen auch ihr Biwak an der Kanone auf.

Während unseres Rundgangs liegen schon die ersten Forellen auf dem Grill. ©Florian Held, TTG
Das Team der Kanone heizt zum Fest den Holzbackofen an und baut die Kanonen-Genussmeile auf. Es gibt frischen Kuchen, Handbrot und kühlen Federweißen aus dem Saale-Unstrut-Gebiet.
Ein Gasthaus wie die Kanone ist ein wichtiges Bindeglied für das Dorfleben. Das zeigt sich auch am heutigen Abend. Es ist Donnerstag und das bedeutet im Juli und August: Forellen vom Holzkohlegrill.
Nach und nach trudeln die Gäste ein. Großfamilien, Geburtstagsgesellschaften, einzelne Männer und jüngere Paare. Alle finden ihren Platz im Kanonen-Garten, rund um das Grillhäuschen.

Da ist sie, die Kanone. Also im Hintergrund. ©Florian Held, TTG
Wir sitzen gleich neben der Kanone und freuen uns über das schöne Wetter und die entspannte Atmosphäre. Auf der Speisekarte stehen viele typisch thüringische Gerichte. Von Soljanka bis Schnitzel „au four“ ist alles da. Aber es gibt auch schöne vegetarische Gerichte und außerdem wechselnde Themenwochen, in denen besonderen Wert auf Regionalität und Saisonalität gelegt wird.
Passend zur Jahreszeit genießen wir als Vorspeise einen frischen Salat mit gebackenem Ziegenkäse aus Altenburg. Getoppt wird der Salat mit einer großzügigen Portion Apfel-Feigen-Marmelade. So wird zwar jeder Anspruch an ein gesundes Abendessen zunichte gemacht, aber es schmeckt super. Und satt bin ich eigentlich auch schon.

Wie der Altenburger Ziegenkäse kommen viele der Zutaten im Restaurant aus der Region. ©Mira Held, TTG
Dazu trinke ich eine weitere hausgemachte Zitronen-Limonade und fühle mich ausgesprochen sommerlich. Das Gemurmel der anderen Gäste erzeugt eine beruhigende Geräuschkulisse und alles ist sehr gemütlich. Flo nippt an seinem südafrikanischen Starlette blanc vom Weingut Allée Bleue. Natürlich steht sonst vor allem Saale-Unstrut-Wein auf der Karte, aber die Verbindung mit dem Künstlerpaar in Südafrika hat dazu geführt, dass dieser Wein nicht fehlen darf.

Do-it-yourself Bärlauchsuppe. ©Mira Held, TTG
Die herzliche Servicemitarbeiterin bringt uns derweil den nächsten Gang. Eine Bärlauchcremesuppe zum „selber machen“. Das Gericht ist in einer Kooperation mit der Thüringer Tischkultur entstanden. Es funktioniert so: Serviert wird ein Glas mit heller Grundsuppe. Daneben steht ein Schälchen mit Bärlauchpaste. Der Gast kann dann selbst dosieren, wie kräftig die Suppe werden soll. Das Gericht löst einen kleinen Stolz aus. Natürlich hat man quasi nichts getan, aber irgendwie macht es doch Spaß. Und es schmeckt obendrein!

Im Holzlandkreis kommt die Forelle strenggenommen nicht vom Grill, sondern vom Rost. ©Florian Held, TTG
Als Hauptspeise folgt das Highlight: die Forelle. Janas Mann Lars steht höchstselbst am Grill und bereitet die Fische zu. Dazu werden Salzkartoffeln und Quark oder mediterranes Gemüse serviert. Ein super Gericht für einen Sommerabend.
Obwohl wir schon sehr satt sind, gönnen wir uns auch noch ein Dessert. Wer kann nein sagen zu Crumble, sahniger Creme und frischen Kirschen? Wir jedenfalls nicht.

Und jetzt nach Hause rollen. ©Mira Held, TTG
Infos in Kürze:

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Titelbilder 1 & 2: ©Florian Held, TTG; Titelbild 3: ©Mira Held, TTG; Titelbild 4: ©Carlo Bansini, TTG
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